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24.03.
10:59 Uhr
Marktberichte Deutschland

QIX Deutschland: Warum CAD-Softwareentwickler Nemetschek mit mittelfristiger Wachstumsbeschleunigung rechnet und Siemens immer mehr zum Technologie- und Innovationsführer wird

Angesichts der Lockdown-Verlängerung in Deutschland tendiert der QIX Deutschland am Dienstag erst einmal zu Gewinnmitnahmen. Am Nachmittag liegt der Index aber nur noch unverändert bei 15.085 Punkten. Baudienstleister Nemetschek erwartet mit der künftigen Umstellung auf Software-Abos und Cloud-Angebote ab 2023 mit beschleunigten Umsatzzuwächsen. Siemens konzentriert sich nach den jüngsten Abspaltungen vor allem auf Innovationen sowie langfristige Trends und treibt damit seinen Börsenkurs auf Rekordstand.

In Anbetracht vielversprechender Aussichten ist die Nemetschek-Aktie am Dienstag einer der Tagesfavoriten im Qualitäts-Index. Folglich notiert sie dabei mit 2% im Plus bei 56,20 Euro. Das Management des Bausoftware-Entwicklers, der seine Anwendungen vor allem Architekten als auch Ingenieuren und Immobilienunternehmen zur Verfügung stellt, rechnet trotz anhaltender Pandemie weiter mit Wachstumsraten mindestens auf Vorjahresniveau und will künftig sogar noch eine Schippe drauflegen. Wie heute dazu mitgeteilt wurde, solle sich die Umstellung auf Software-Abos und Cloud-Angebote ab 2023 mit Zuwächsen im mittleren Zehnerprozentbereich auszahlen. Vor allem würde Nemetschek weiter daran arbeiten, die verschiedenen Marken in seinen 4 Sparten stärker zu bündeln. Damit will der Vorstandschef in erster Linie die Komplexität der einzelnen Produktreihen vereinfachen, Kosten sparen und den Kunden letztlich übergreifende Softwarepakete anbieten. Für den eigentlichen Bauprozess mit Angebotserstellung über die Umsetzung bis hin zur Verwaltung von Gebäuden stellen die Münchner eigene Software-Lösungen her. Und das Kerngeschäft zeigte sich trotz Corona-Einflüsse im letzten Jahr ziemlich robust. Der Umsatz von Nemetschek kletterte in 2020 um gut 7% auf 596,9 Mio. Euro, zugleich erhöhte sich das operative Ergebnis um 5% auf 172,3 Mio. Euro. Wegen der Einkaufstour des Unternehmens fielen aber auch höhere Abschreibungen an. Doch trotz beachtlicher Zahlen verweist der Vorstand auf die Risiken, die dem Softwarespezialisten in 2021 drohen könnten.

Immerhin dürften große Infrastrukturprojekte unter den von der Corona-Ausbreitung angespannten öffentlichen Budgets künftig genauso leiden wie private Bauvorhaben infolge einer allgemeinen Investitionszurückhaltung. Allerdings kommt Nemetschek diesbezüglich zugute, dass operativ mittlerweile stark auf Software-Serviceverträge gesetzt wird, wie es in der Digitalbranche generell zum Standard geworden ist. Ein größerer Teil der Gesamterlöse hängen also nicht mehr von aktiven Kaufentscheidungen der Kunden für teils teure Lizenzen ab, sondern von laufenden Softwareabonnements, die in der Regel kaum gekündigt werden, da sonst auch die Nutzung der Programme wegfällt. Aufgrund der aber weiterhin gut laufenden CAD-Software- und Lizenzgeschäfte erwartet Nemetschek für 2021 erstmal ein Umsatzwachstum im hohen einstelligen Prozentbereich bei einer operativen Marge von 28 bis 29%. Das eigentliche Kerngeschäft des Baudienstleisters ist aber nicht nur sehr profitabel. Auch die zuletzt erzielte Eigenkapitalrendite von 24% kann überzeugen. Die Aktie entspricht damit wichtigen Aufnahmekriterien für eine Notierung im deutschen Qualitätsaktien-Index (QIX). Der QIX Deutschland ist ein Aktien-Index, der aus den besten 25 deutschen Aktien gebildet wird. Die 25 Aktien werden nach einem festgelegten und erfolgsbewährtem Regelwerk ausgewählt.

Gut behaupten kann sich am Dienstag im Qualitäts-Index nach ihrem jüngsten Rekordhoch auch die Siemens-Aktie, die aktuell leicht auf 136,65 Euro anzieht. Entscheidend für den zuletzt gesehenen Anstieg waren neben positiven operativen Nachrichten vor allem auch Hoffnungen auf eine Fortsetzung der Neuausrichtung des Industriekonzerns unter dem neuen Vorstand. Immerhin fand der Führungswechsel bei Siemens bereits vor gut einem Monat statt. Seitdem lenkt Roland Busch als neuer Vorstandsvorsitzender das Unternehmen. Sein Vorgänger Joe Kaeser hinterlässt jedenfalls einen durchweg erfolgreichen Job, der mit der Ausgliederung von Energie- und Gesundheitssparte und einem Aktienkurs nahe Allzeithoch endete. Dabei stand das traditionsreiche Konglomerat bis vor nicht allzu langer Zeit gerade in Deutschland nicht nur für Gasturbinen, Spülmaschinengeräte und seine Eisenbahn- und Transportsparte, sondern aufgrund seiner Größe auch für eine gewisse Schwerfälligkeit. Unter Käser ist Siemens ungeachtet aller Widerstände in den letzten Jahren zu einem Technologie- und Innovationsführer unter anderem mit den gebündelten Geschäften der Digital Factory geworden.

Auf dem Weg dahin wurde neben der Halbleitertochter Infineon auch die Gesundheitssparte (Healthineers) sowie das Kraftwerks- und Windkraftgeschäft (Siemens Energy) abgespalten und an die Börse gebracht. Zuvor hatten sich die Münchner aber auch noch von ihrer Hausgerätesparte (BSH), dem Automobilzuliefergeschäft mit dem Verkauf an Continental und von ihrer Netzwerktechnik getrennt. Bei all den strategischen Ausgliederungen der vergangenen Jahrzehnte blieb Siemens aber im Kern ein äußerst innovatives Unternehmen. Zudem sind die noch immer gehaltenen Beteiligungen an Healthineers und Energy heute zusammen rund 50 Mrd. Euro wert. Und auch wenn das Management für 2020/21 bislang nur von einem moderat steigenden Umsatz sowie einem leichten Gewinnanstieg ausgeht. Für die Aktie sprechen trotz der mittlerweile erreichten KGV-Bewertung von 21, die weiterhin solide Eigenkapitalrendite von 11% sowie die robuste operative Marge von fast 10%.



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