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TraderFox High-Quality-Stocks Europe: Deshalb erleben Börsenbetreiber Euronext und Sanitär-Spezialist Geberit derzeit wahre Boom-Zeiten

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe-Index ist nach dem Omikron-Dämpfer zum Wochenstart am Dienstag wieder auf Erholungskurs. Am Nachmittag liegt er folglich mit 0,7% im Plus bei 149,85 Punkten. Mehrländerbörse Euronext vermeldet derzeit starke IPO-Geschäfte und will 2022 vor allem durch Innovationen und Übernahmen wachsen. Immobilienbau-Boom und “Home-Improvement-Trend“ bescheren Geberit derzeit fast 20% Wachstum und Margen von über 30%.

Im heute wieder positiven Markumfeld legt im Qualitäts-Index auch die Aktie von Euronext leicht um 0,7% auf aktuell 87,90 Euro zu. Der niederländische Börsenplatz-Betreiber, der im Jahr 2000 gegründet wurde, zählt angesichts eines boomenden IPO-Geschäfts und innovativen Börsendienstleistungen zu den erfolgreichsten Finanzmarktspezialisten Europas. Zwar erzielt das Unternehmen nach wie vor hohe Eigen- und Gesamtkapitalrenditen und ist in den letzten Jahren gut wachsen, die Aktie gilt aber dennoch als konservativer Qualitätswert. Bei Euronext haben sich jedenfalls Umsatz und Gewinn seit 2014 von 498 Mio. auf 884 Mio. Euro beziehungsweise von 118 Mio. auf 315 Mio. Euro stark entwickelt. Die gruppenweiten Erlöse kletterten im letzten Jahr vor allem dank der hohen und Corona-bedingten Volatilität an den Börsen um gut 30%. Der größte Umsatzanteil, nämlich rund 365 Mio. Euro, wurde bei der Mehrländerbörse dabei insbesondere mit dem Handel von gelisteten Aktien und Derivaten sowie mit der Abwicklung und Verwahrung von Wertpapieren verdient. Zudem ergaben sich bei Euronext in 2020 eine Nettomarge von 36% und eine Gesamtkapitalrendite von 11%. Damit sind die Niederländer, die von 2007 bis 2014 zum amerikanischen Wall Street-Betreiber NYSE gehörten, sehr profitabel und müssen auch operativ schwächere Jahre nicht unbedingt fürchten. Zumal das Unternehmen das gesamte Jahr über erstmals auch stärker vom “Brexit“ mit dem ins Hintertreffen geratenen Finanzplatz London profitiert hat.

So konnte Euronext bis Ende September insgesamt 14 IPO-Neuzugänge begrüßen. Der größte Börsengang war dabei die jüngste Notierung der Plattenfirma Universal Music Group, die zum Start mit fast 47 Mrd. Euro bewertet wurde. Derzeit sind aber über 1.900 Firmen an den von der Euronext betriebenen Aktienmärkten gelistet. Mit seinen Börsendiensten ist das Unternehmen aber in insgesamt 7 europäischen Ländern (Niederlande, Belgien, Frankreich, Portugal, Italien, Norwegen und Irland) vertreten. Erst kürzlich wurde die Mailänder Börse übernommen. Als Börsenplattformbetreiber besitzt Euronext also eine durchaus gute Marktstellung, denn es gibt bislang fast keine Alternative zu den angebotenen Dienstleistungen. Zudem wird damit in nahezu jeder Börsenphase Geld verdienst, denn neben Listungdiensten werden auch entsprechende Marktdaten und Technologien für andere Finanzmarktbetreiber sowie Options- und Währungsgeschäfte angeboten. Im Frühjahr hatte das Management auch den 3-Jahresplan “Let’s Grow Together 2022“ verkündet, mit dem bei Euronext die Infrastruktur im europäischen Aktienhandels- und IPO-Geschäft vor allem durch Innovationen und Übernahmen weiter ausgebaut werden soll.

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe ist ein europäischer Index, der in sogenannte Burggraben-Unternehmen investiert. Diese Gesellschaften zeichnen sich durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Wettbewerbsvorteile aus. Das kann eine starke Marke, ein hervorragendes Kostenmanagement oder Unternehmensgröße sein, die potenzielle Wettbewerber daran hindert, einen lukrativen Markt zu betreten. Europäische Unternehmen dieses Typs zeichnen sich durch gute operative Kennzahlen aus, wozu etwa hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie eine hohe Umsatz- und Gewinnstabilität gehören. Damit sind die zukünftigen Gewinn- und Zahlungsreihen relativ sicher und gut prognostizierbar.

Eine durchaus atemberaubende Kursentwicklung, die im Sommer mit 720,00 Euro sogar zu einem Mehrjahreshoch führte, konnte im Qualitäts-Index in den letzten Monaten die Aktie von Geberit hinlegen. Aktuell liegt der Kurs aber leicht im Minus bei 692,50 Euro. Unterstützung bekommt der Sanitärtechnik-Hersteller dabei vor allem von dem gegenwärtigen Immobilienbau-Boom in der EU und dem durch die Pandemie ausgelösten “Home-Improvement-Trend“. Bei diesem bleiben die Leute Corona-bedingt mehr zu Hause und richten sich dementsprechend gemütlich ein. Geberit ist dabei in Europa ein marktführender Anbieter von Sanitärkomponenten, die in erster Linie in Wohngebäuden und Gewerbeeinrichtungen zum Einsatz kommen. Das Produktspektrum ist aber für Neubauten, Renovierungen und Modernisierungen konzipiert. Was zusätzlich für das Unternehmen spricht, ist, dass es die derzeit höheren Kosten für Rohmaterial, Transport und Löhne durch regelmäßige Preiserhöhungen weitgehend kompensieren kann. Während der Krise zog die Rentabilität sogar an, und erreichte mit über 30% (EBITDA-Marge) zeitweise sogar Rekordwerte. Und diese Profitabilität ist bei Geberit zu einem wesentlichen Teil der Preissetzungsmacht des Unternehmens, das mit seinem Sanitär-Sortiment und entsprechenden Dienstleistungen vor allem in Deutschland, Österreich und der Schweiz aktiv ist, zuzuschreiben. Jahr für Jahr erhöht das Management nämlich im Frühling die Preise.

Im laufenden Geschäftsjahr wurden von den Schweizern bereits im Sommer für einen Teil der Produkte zusätzliche Preiserhöhungen bei Abnehmern durchgesetzt. Nach einer weiteren Anhebung, die von Geberit für Anfang 2022 angekündigt wurde, würden die Preise um rund 5% über denen des Vorjahres liegen. Dies dürfte vor allem die gegenwärtig höheren Einkaufspreise weitgehend ausgleichen. In den ersten 9 Monaten zogen auch die Erlöse beider Geschäftsbereiche, Installations- und Spülsysteme sowie Rohrleitungssysteme, um 19% auf 2,69 Mrd. CHF (2,60 Mrd. Euro) an. Dennoch bleibt der Vorstand aber wachsam, denn das jüngst beachtliche Wachstum scheint sich bei Geberit derzeit etwas abzukühlen. Im Juli sei das Umsatzwachstum nur noch im hohen einstelligen Prozentbereich gelegen, im August habe es sich halbiert, erklärte zuletzt der Manager. Die mittelfristig von dem Sanitär-Spezialisten angepeilten Ziele, die ein Umsatzplus von 4 bis 6% sowie eine operative Marge im Bereich von 28 bis 30% vorsehen, sollten aber in 2021 problemlos übertroffen werden.



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