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TraderFox High-Quality-Stocks Europe: Rio Tinto will für 3,3 Mrd. USD kanadischen Minenbetreiber Turquoise Hill übernehmen und KONE vermeldet mit +8 % Ordereingang für Q2 weiter eine robuste Auftragslage

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe-Index zeigt am Freitag nach dem heutigen US-Arbeitsmarktbericht deutliche Zugewinne von 1,4 % auf 122,30 Punkte. Bergbauspezialist Rio Tinto will sich mit dem Turquoise Hill-Kauf den Besitz von 66 % an der Kupfer-Gold-Bergbaumine „Oyu Tolgoi“ in der Mongolei sichern. Aufzugsbauer KONE verfügt trotz Kostendruck und China-Lockdowns mit zuletzt 2,6 Mrd. Euro über anhaltend starke Bestellungen.

 

Im heutigen Marktumfeld liegt im Qualitäts-Index auch die Aktie von Rio Tinto mit 0,6 % im Plus bei 54,50 Euro. Dabei hatte sich die multinationale Bergbaugesellschaft gestern mit dem geplanten Kauf des Rohstoffproduzenten Turquoise Hill Resources den Zugang zum großen Kupfer-Gold-Bergbauprojekts „Oyu Tolgoi“ in der Mongolei gesichert. Dafür muss das Unternehmen mit insgesamt 3,3 Mrd. USD aber nochmals tiefer in die Taschen greifen als geplant. Bislang hielt Rio Tinto schon gut 61 % an der kanadischen Minengesellschaft. In dieser Woche hatten sich aber beide Rohstoffförderer nach über 6 Monaten endlich auf einen Übernahmepreis für den restlichen 49-%-Anteil geeignet. Kommt der Deal tatsächlich zustande, dann entspräche mit 43,00 CAD pro Aktie das jüngste Kaufgebot einer Prämie von 67 % gegenüber dem Kurs der Turquoise Hill-Aktie vom 11. März 2022. Damals waren Rio Tinto's Akquisitionspläne erstmals bekannt geworden. Seit März hatte Turquoise Hill dem Bieter auch mehrfach die kalte Schulter gezeigt, und dies damit begründet, dass die Offerte den vollen und fairen Wert des Unternehmens nicht widerspiegeln würde. Für die Kanadier hatte Rio Tinto anfangs 2,7 Mrd. USD und dann vorige Woche gut 3,1 Mrd. geboten. Mit dem Erwerb der restlichen Anteile wäre vor allem der Weg zum direkten Besitz der großen mongolischen Kupfer-Gold-Bergbaumine Oyu Tolgoi frei. Experten sehen das Projekt in der Mongolei als vielversprechend, und gehen davon aus, dass es die viertgrößte Kupferabbaustätte der Welt werden könnte, sobald sie unterirdisch ausgebaut ist.

Mit der Turquoise Hill-Beteiligung würde Rio Tinto einen Anteil von 66 % an der Kupfermine besitzen, die mongolische Regierung hält die restlichen 24 %. Allerdings sind nicht alle Aktionäre mit dem aktuellen Gebot zufrieden. So betonte der Investor Sailingstone Capital Partners, der rund 2,2 % der umlaufenden Turquoise Hill-Aktien hält, der Deal würde die ökonomischen Interessen der Minderheitsaktionäre an dem Oyu Tolgoi-Projekt nicht angemessen widerspiegeln. Die Gesellschaft würde bei einem so großen Discount zum inneren Wert nicht zustimmen. Rio Tinto braucht für die Komplettübernahme von Turquoise Hill jedenfalls eine Zweidrittel-Mehrheit, die Abstimmung hierzu soll aber erst im 4. Quartal stattfinden. Die Finanzierung dürfte aber kaum ein Problem darstellen. Zwar waren die Cash-Bestände des Unternehmens, das in Europa, Nord- und Südamerika sowie Asien und Afrika mit seinen Tagebaustätten und Raffinerien aktiv ist, Ende Juni auf 290 Mio. USD gestiegen. Rio Tinto musste aber in den ersten 6 Monaten angesichts eingebrochener Rohstoffpreise einen Gewinnrückgang von 12,2 Mrd. im Vorjahr auf nur noch 8,6 Mrd. USD verkraften. Dabei hatte neben hohen Energie- und Abbaukosten vor allem die schwache Stahlnachfrage aus dem chinesischen Immobiliensektor belastet. Dennoch war der Bergbauspezialist mit einer Eigenkapitalrendite von 19 %. Zuletzt auch weiterhin sehr profitabel gewesen. Und die Aktie von Rio Tinto bleibt mit einem KGV von 8 auch im Branchenvergleich einfach viel zu billig.

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe ist ein europäischer Index, der in sogenannte Burggraben-Unternehmen investiert. Diese Gesellschaften zeichnen sich durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Wettbewerbsvorteile aus. Das kann eine starke Marke, ein hervorragendes Kostenmanagement oder Unternehmensgröße sein, die potenzielle Wettbewerber daran hindert, einen lukrativen Markt zu betreten. Europäische Unternehmen dieses Typs zeichnen sich durch gute operative Kennzahlen aus, wozu etwa hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie eine hohe Umsatz- und Gewinnstabilität gehören. Damit sind die zukünftigen Gewinn- und Zahlungsreihen relativ sicher und gut prognostizierbar.

Eine durchaus enttäuschende Kursentwicklung legte im Qualitäts-Index angesichts zahlreicher Herausforderungen in den letzten Monaten die KONE-Aktie hin. Am Freitag liegt der Kurs erneut mit 0,4 % im Minus bei 39,20 Euro. Zwar gilt der Aufzugs- und Rolltreppenbauer als Perle der finnischen Industrie, und ausgehend vom Umsatz hat sich das Unternehmen in den letzten Jahren sogar zur weltweiten Nummer 3 der Branche hochgearbeitet. KONE leidet operativ aber derzeit unter hohen Kosten für Rohstoffe, Komponenten und Logistik. Dazu verdarb der Corona-bedingte chinesischen Lockdown im ersten Halbjahr das Geschäft. Vor allem die schwierige Lockdown-Zeit in China hatte zuletzt erhebliche Einflüsse auf die Umsatzentwicklung. Das Schlimmste könnte für die Finnen nun aber vorüber sein. Immerhin wurden die Lockdows von der chinesischen Regierung aufgehoben und die Branche arbeitet seitdem wieder an den Kapazitätsgrenzen. Mit seinen Aufzugsgeschäften und den entsprechenden Wartungsdiensten ist KONE in China immerhin die Nummer 1. Normalerweise sind die regulären Anlagen- und Servicesparten des Unternehmens auch sehr robust und krisenresistent. Außerdem birgt das Geschäft nur ein geringeres Ertragsrisiko. Anleger rechneten aber schon seit Jahresbeginn bei KONE mit einem stärkeren Einfluss der gestörten Lieferketten und höheren Rohstoff- und Energiekosten. Aber vor allem der schwächelnde chinesische Markt könnte bei dem Gebäudetüren- und Lifthersteller im Gesamtjahr 2022 zu einem Erlös- und Gewinnrückgang führen.

Der Druck auf die Margen sollte im späteren Jahresverlauf nachlassen, erklärte jüngst der KONE-Vorstand. Um die Profitabilität zu verbessern, hatte das Unternehmen schon im 1. Quartal ein Maßnahmenpaket geschnürt, das Preiserhöhungen, die Anpassung von Vertragsbedingungen sowie Produktivitätssteigerungen enthielt. Dennoch könnte es bis Ende Dezember zu einem Umsatzrückgang von bis zu 1 % kommen. Neben dem China-Lockdown verschärfte zudem der Krieg in der Ukraine die ohnehin angespannte Situation bei den Lieferketten. Folglich sank der Umsatz des Rolltreppenspezialisten von April bis Juni um gut 9 % auf 2,56 Mrd. Euro. Netto verdiente KONE dabei mit 139 Mrd. Euro auch nur gut die Hälfte des Vorjahreswertes. Dagegen zeigte sich die Auftragslage mit einem Plus von gut 8 % auf 2,6 Mrd. Euro weiter robust. Die Aktie notiert mit ihrem KGV von 19 jedenfalls so niedrig wie schon seit Jahren nicht mehr.

 

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