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TraderFox High-Quality-Stocks Europe: E.ON erklimmt angesichts starker Strompreiserhöhungen neues 52-Wochenhoch und Übernahmeboom der US-Pharmabranche setzt Medikamentenhersteller Roche unter Druck

Enttäuschende Quartalszahlen aus den USA und Europa sorgen beim TraderFox High-Quality-Stocks Europe-Index am Donnerstag für Abgabedruck. Am Nachmittag liegt der Index folglich mit 0,8 % im Minus bei 120,88 Punkten. Versorger E.ON erhöht seine Strompreise in der Grundversorgung um bis zu 45 %, die 2023er-Gewinnentwicklung dürfte davon auch deutlich profitieren. Roche tut sich derzeit schwer, Milliarden in Akquisitionen zu investieren, während die US-Pharmawettbewerber wie Pfizer und Merck derweil vorbeiziehen.

 

Mit einem leichten Kursanstieg auf 11,97 Euro präsentiert sich am Donnerstag im Qualitäts-Index die Aktie von E.ON. Die Papiere steigen damit immerhin auf ein neues 52-Wochenhoch. Beflügelt wird der Energieversorger, der in Europa als einer der großen innerhalb der Branche gilt, dabei von der jüngsten Strompreiserhöhung und der Investorensuche nach defensiven Werten. Allerdings warnte jüngst der Vorstand von E.ON vor der Entwicklung in der Energiewelt und kritisierte diesbezüglich vor allem den Ausstieg aus der Atomkraft in Deutschland. Wir haben Weltklasse-Anlagen abgeschaltet, die von Weltklasse-Mitarbeitern und Experten Jahrzehnte sicher und zuverlässig betrieben wurden, sagte der E.ON-Manager dabei dem Handelsblatt. Einen Weiterbetrieb hält er technisch zwar für möglich, erst 2024 werden die Rückbauarbeiten so weit sein, dass sie nicht mehr so leicht umkehrbar wären. An eine Rolle rückwärts der Bundesregierung glaubt er aber nicht. Angesichts der sturen Haltung des Bundes sieht er bei E.ON auch den bis 2030 angestrebten Kohleausstieg als gefährdet an. Wenn bis 2026 niemand eine Investitionsentscheidung für alternative Kraftwerke getroffen hat, dann wüsste ich nicht, wie wir 2030 aus der Kohle aussteigen sollen, so Energie-Manager. Dabei hatte E.ON bereits im 2. Halbjahr 2022 vor allem im Nicht-Kerngeschäft von steigenden Energiepreisen an den Großhandelsmärkten profitiert. Und über das Gesamtjahr gesehen wurden die Investitionsplanungen mit rund 5,3 Mrd. Euro von dem Netzbetreiber auch nicht überschritten. Nach dem Atomausstieg Deutschlands kann nach Ansicht des E.ON-Chefs der europäische Strommarkt in den kommenden Jahren aber nicht auf französischen Atomstrom verzichten.

Wir brauchen eine hohe Verfügbarkeit der französischen Kernkraft unbedingt in den nächsten 10 Jahren. Denn ansonsten wird die Umstellung auf Erneuerbare für E.ON unglaublich schwierig, betonte er jüngst auch im ARD-Podcast "Energiekrise - und jetzt?". Die französische Kernkraft stabilisiere, wenn sie verfügbar ist, den europäischen Strommarkt. Für den Manager waren die hohen Strompreise im letzten Sommer auch getrieben durch die niedrige Verfügbarkeit der französischen Atomkraftwerke. E.ON selbst hatte aber, wie in dieser Woche bekannt wurde, kürzlich die Strompreise in der Grundversorgung um bis zu 45 % erhöht. Wie ein Sprecher des Versorgers gegenüber der Zeitung Rheinische Post bestätigte, liege im betroffenen Grundversorgungsgebiet in Teilen von NRW der neue Arbeitspreis bei 49,44 Euro brutto. Der Sprecher verteidigte dem Blatt zufolge zugleich auch die Erhöhung, da E.ON im vergangenen Jahr an den Großhandelsmärkten zu hohen Preisen zukünftige Energiemengen sichern musste. Uns dies würde sich zeitlich versetzt, aber immer noch gedämpft, auch in den Endkundenpreisen niederschlagen. E.ON habe den Kostenanstieg für die Kunden aber überdurchschnittlich lange abgefedert, ergänzte er. Für Investoren ist dies aber ein Grund zu feuern, schließlich dürften sich die höheren Strompreise in der 2023er-Gewinnentwicklung von E.ON widerspiegeln. Der Stromversorger war aber in 2022 auch sehr profitabel und kam trotz des strukturellen Umbaus auf eine Eigenkapitalrendite von 14 %.

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe ist ein europäischer Index, der in sogenannte Burggraben-Unternehmen investiert. Diese Gesellschaften zeichnen sich durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Wettbewerbsvorteile aus. Das kann eine starke Marke, ein hervorragendes Kostenmanagement oder Unternehmensgröße sein, die potenzielle Wettbewerber daran hindert, einen lukrativen Markt zu betreten. Europäische Unternehmen dieses Typs zeichnen sich durch gute operative Kennzahlen aus, wozu etwa hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie eine hohe Umsatz- und Gewinnstabilität gehören. Damit sind die zukünftigen Gewinn- und Zahlungsreihen relativ sicher und gut prognostizierbar.

Leicht nachgebende Kurse auf aktuell 300,50 Euro muss heute im Qualitäts-Index dagegen die Aktie von Roche verbuchen. Allerdings notierten die Anteilsscheine des Schweizer Pharmaunternehmens noch vor Kurzem auf einem Mehrjahrestief. Und auf die derzeit in den USA boomenden Übernahmen in der Branche reagiert Roche bislang verhalten. Seit Jahresbeginn wurden dort immerhin Akquisitionen im Gesamtwert von 64 Mrd. USD angekündigt. So hatte der Konkurrent Pfizer im März mitgeteilt, für 43,00 Mrd. USD die Biotechnologiefirma Seagen zu erwerben. Am Sonntag wurde zudem bekannt, dass Merck & Co. für 10,8 Mrd. USD das ebenfalls aus den USA stammende Unternehmen Prometheus Biosciences kaufen will. Europäische Medikamentenhersteller wie Roche tun sich aber gegenwärtig schwer, Milliarden in Akquisitionen zu investieren, während die amerikanischen Wettbewerber derweil vorbeiziehen. Beide US-Biotechgesellschaften hätten auch gut zum Schweizer Branchenschwergewicht gepasst. Zumal Seagen über mehrere aussichtsreiche Medikamente gegen Krebserkrankungen verfügt. Zwar beteuert das Management von Roche regelmäßig, Ausschau nach sinnvollen Übernahmen zu halten. Doch noch immer warten die Aktionäre darauf, ob die Unternehmensführung endlich auch den Mut für eine größere Transaktion aufbringt. Ähnliches gilt auch für die europäischen Roche-Konkurrenten Bayer, Sanofi und GlaxoSmithKline. Und während sich amerikanische Pharmakonzerne laufend vergrößern, droht die Pharmabranche in Europa das gleiche Schicksal, wie zuletzt dem überregulierten und zurückgefallenen EU-Bankensektor.

Roche ist im Gegensatz zu Novartis sogar stärker auf biotechnologische Medikamente spezialisiert und hat in diesem Bereich weltweit auch nach wie vor eine führende Position inne. Nicht zu vergessen bleibt die starke Diagnostik-Sparte der Schweizer, die von 2020 bis 2021 von der Coronapandemie enorm profitierte. Jedoch benötigt der Pharmaspezialist jährliche Mehreinnahmen von rund 3,00 Mrd. CHF (3,05 Mrd. Euro), nur um mit dem auf rund 4 % geschätzten Wachstum des Gesamtmarkts mithalten zu können. Dazu kommt, dass Roche für sein Medikamentengeschäft laufend Ersatz für patentablaufende Produkte finden muss. Generell aber kann es sich das Health-Care-Unternehmen leisten, Milliarden im Jahr in die Erforschung neuer Wirkstoffe zu investieren. Darüber hinaus wird oft extern Know-how hinzugekauft, immer in der Hoffnung, damit künftige Umsatztreiber zu generieren. Bei Roche gehören also Akquisitionen, wie schon der 2009er-Kauf des damaligen US-Biotechpioniers Genentech für 46,8 Mrd. USD gezeigt hat, eigentlich noch immer zur Geschäftsstrategie.