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TraderFox High-Quality-Stocks Europe: Finanzinvestor EQT will Linux-Tochter Suse von der Börse nehmen und Coloplast kauft isländischen Wundversorger Kerecis für 1,3 Mrd. USD

Ungeachtet erneuter Zinssenkungen in China notiert der TraderFox High-Quality-Stocks Europe-Index am Montag kaum verändert bei 120,90 Punkten. EQT bietet als Hauptaktionär für die Anteile der Suse-Tochter 16,00 Euro und will das Softwareunternehmen von der Börse nehmen und mit einer anderen Gesellschaft verschmelzen. Gesundheitsversorger Coloplast plant durch jüngste Kerecis-Übernahme das organische Wachstum der Gruppe ab dem Jahr 2024/25 um 1,0 % zu beschleunigen.

Leichte Kursaufschläge von 0,5 % auf 18,90 Euro kann am Montag im Qualitäts-Index die Aktie von EQT Partners verbuchen. Schwung in den Kurs der Papiere der schwedischen Private-Equity- und Investmentgruppe bringt aktuell die Nachricht, dass das Unternehmen alle noch im Umlauf befindlichen Anteile des Softwareanbieters Suse übernehmen will. Zudem plant EQT als Mehrheitsaktionär die kriselnde Tochtergesellschaft von der Börse zu nehmen. Dabei hatten die Schweden den deutschen Linux-Spezialisten erst im Mai 2021 auf das Börsenparket begleitet. Allerdings lieferte Suse zuletzt sehr schwache Resultate, was kürzlich auch in einem Managementwechsel mündete. Und auch für die Aktionäre  lief es seit dem “Going-Public“ enttäuschend. Ihnen bietet EQT mit 16,00 Euro je Aktie aber deutlich mehr, als die Suse-Anteilsscheine mit unter 10,00 Euro zuletzt wert waren. Beim Börsengang hatte der Finanzinvestor jedenfalls noch 30,00 Euro eingenommen. Am Freitag legte die Aktie von Suse folglich auch um fast 60 % auf 15,21 Euro zu. Letztlich will EQT im Rahmen der Kaufofferte die ihm noch nicht gehörenden 20,9 % der Anteile übernehmen. Am Ende plant der Private-Equity-Investor das Softwareunternehmen komplett von der Börse zu nehmen. Das Ziel sei, dass sich Suse ohne den kurzfristigen Ergebnisdruck des Kapitalmarktes vollständig auf die Umsetzung einer Strategie der langfristigen Wertsteigerung fokussieren könne, teilte EQT am Freitag hierzu mit. Anleger hätten aber dennoch die Möglichkeit, in dem künftig nicht mehr gelisteten Unternehmen investiert zu bleiben. Den Abschluss des Übernahmeverfahrens erwartet EQT dabei bis Mitte Oktober. Danach soll Suse aber mit einer derzeit nicht notierten Gesellschaft verschmolzen werden.

Vorstand und Aufsichtsrat des Unternehmens unterstützten den Abgang von der Börse, hieß es. Dies wird uns den nötigen Spielraum geben, um das Geschäft weiter auszubauen und unsere Strategie mit dem neuen Managementteam umzusetzen. Die EQT-Tochter geriet allerdings schon 2022 in schwieriges Fahrwasser, als der Softwareanbieter die maue Nachfrage zu spüren bekam, weil Kunden mit Kaufentscheidungen zögerten. Danach konnte Suse die eigenen Wachstumspläne kaum noch erfüllen. Und Anfang dieses Jahres kappte das Management dann auch die Mittelfristziele, was EQT und den übrigen Aktionären überhaupt nicht gefiel. Dabei macht Suse sein Geschäft vor allem mit angepassten Versionen des Open-Source-Betriebssystems Linux in Firmen sowie Rechenzentren und verdient unter anderem über den Support. Ein Wachstumstreiber war zuletzt aber die neue Emerging-Sparte, die sich vor allem mit Technologien rund um Cloud-Anwendungen beschäftigt. EQT ist in Deutschland investmenttechnisch aber schon länger aktiv, und war im Jahr 2021 sogar mit an der Übernahme von Zooplus beteiligt. Eine Beteiligungen hierzulande war auch die damalige Abspaltung des Duftstoff- und Aromaherstellers Symrise, den EQT als Beteiligungsgesellschaft 2001 erworben und 2006 erfolgreich an der Frankfurter Börse platzieren konnte.

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe ist ein europäischer Index, der in sogenannte Burggraben-Unternehmen investiert. Diese Gesellschaften zeichnen sich durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Wettbewerbsvorteile aus. Das kann eine starke Marke, ein hervorragendes Kostenmanagement oder Unternehmensgröße sein, die potenzielle Wettbewerber daran hindert, einen lukrativen Markt zu betreten. Europäische Unternehmen dieses Typs zeichnen sich durch gute operative Kennzahlen aus, wozu etwa hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie eine hohe Umsatz- und Gewinnstabilität gehören. Damit sind die zukünftigen Gewinn- und Zahlungsreihen relativ sicher und gut prognostizierbar.

Ein leichtes Plus auf aktuell 108,80 Euro zeigt am Montag im Qualitäts-Index auch die Aktie der Coloplast Group. Dabei hatte sich der dänische Gesundheitsvorsorge-Spezialist jüngst wieder mit einem Zukauf gestärkt. Im Juli wurde diesbezüglich die Übernahme der isländischen Wundversorgungsfirma Kerecis zu einem Preis von bis zu 1,3 Mrd. USD bekannt gegeben. Coloplast will dafür zunächst 1,2 Mrd. USD in bar bezahlen und zusätzlich bei Erreichen der vereinbarten Gewinnziele noch einmal 100 Mio. USD. Kerecis gilt dabei als Spezialist, der Wundbehandlung auf Fischhautbasis anbietet. Im letzten Jahr kam das Unternehmen allerdings nur auf einen Jahresumsatz von 510 Mio. DKK (68 Mio. Euro). Die Transaktion soll aber dennoch bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Und das Management von Coloplast erwartet, dass die Kerecis-Übernahme das organische Wachstum rund um das medizinische Produktgeschäft und Services ab dem Geschäftsjahr 2024/25 um den Beitrag von 1,0 % beschleunigen dürfte. In Verbindung mit der Vereinbarung erhöhte Coloplast zugleich auch seine langfristige Wachstumsprognose auf 8 bis 10 % von zuvor 7 bis 9 %.

Der Schwerpunkt des solide wachsenden Geschäfts liegt dabei auf der Behandlungen von urologischen und den Intimbereich betreffende Krankheiten sowie der Wund- und Hauttherapie sowie auf der Stomaversorgung. Aktuell hat Coloplast weltweit knapp 13.650 Mitarbeiter und kam zuletzt auf  Jahreserlöse  von 22,5 Mrd. DKK (3,0 Mrd. Euro). Eigenen Angaben zufolge wurden im letzten Jahr mehr als 2 Millionen chronisch Kranke in 140 Ländern der Welt mit den medizinischen Produkten des Unternehmens behandelt. Der Gesundheitsversorger legt aber seit Jahren nicht nur mit hoher Beständigkeit zu, sondern hat auch extrem stabile Margen und weist eine hohe Rendite auf das investierte Kapital aus. Zwar gilt Coloplast als Qualitätsunternehmen, dennoch wird die Aktie derzeit noch immer mit einem hohen KGV von 34 bewertet.



Bildquelle: AdobeStock_601667442