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TraderFox High-Quality-Stocks Europe: Genmab dürfte auch 2023 kräftig wachsen und kauft 760.000 eigene Aktien zurück und Private-Equity-Investor EQT will Anteile an Prothesenhersteller Ottobock verkaufen

Trotz unerwartet guter Exportdaten aus China und nachlassender Inflationssorgen notiert der TraderFox High-Quality-Stocks Europe-Index am Donnerstag kaum verändert bei 120,90 Punkten. Biotech-Firma Genmab peilt nach dem 2022er- Rekordjahr mit über 30 % Wachstum in diesem Jahr auch dank innovativer F&E-Pipeline weitere starke Zuwächse an. EQT sucht nach den zuletzt geplatzten IPO-Plänen für seine 20%-Beteiligung am Orthopädietechnik-Spezialisten Ottobock einen Käufer, ein Deal hierzu wird bis zum Herbst angestrebt.

Leichte Kursaufschläge von 1,0 % auf aktuell 360,00 Euro kann am Donnerstag im Qualitäts-Index die Aktie von Genmab verbuchen. Im Moment konsolidieren die Papiere der dänischen Biotech-Gesellschaft nach dem Rekordhoch im Dezember allerdings nur, und dürften bald wieder neue Höchststände erreichen. Zwar ist die Bewertung mit einer Marktkapitalisierung von 25,6 Mrd. USD und einem KGV von 32 nicht günstig, bei den beeindruckenden Aussichten des innovativen Unternehmens ist dies aber durchaus zweitrangig. Genmab selbst hat sich auf die Entwicklung von Antikörpern für die Behandlung von Krankheiten wie Krebs und Multiple Sklerose spezialisiert, und hat bislang 6 Antikörper-Therapieformen für 6 verschiedene medizinische Produkte auf den Markt gebracht. Die Dänen nutzen hierfür auch die über 20 Kooperationsverträge mit großen Pharmaplayern, die diesbezüglich zu deutlich geringeren Forschungs- und Vertriebskosten beitragen. Und das Wachstum der letzten Jahre war dementsprechend beachtlich. Von 2019 bis 2022 legten die Erlöse von Genmab um im Schnitt 38 % auf zuletzt 2,14 Mrd. USD zu und lagen damit gut 70 % über den durchschnittlich erzielten Einnahmen der weltweiten Konkurrenz. Mit dem auf “humanen“ Antikörpern-basierendem Portfolio und dank der vielversprechenden F&E-Pipeline könnte sich das Umsatzwachstum des Unternehmens in Zukunft sogar beschleunigen. In 2022 dürfte es aber erstmal bei nur 30 % gelegen haben. Die wichtigsten Katalysatoren für das Biotech-Geschäft von Genmab waren zuletzt vor allem die Lizenzeinnahmen des Krebsmittels Darzalex sowie das Multiple Sklerose-Medikament Kesimpt.

Und da das Unternehmen hierfür auch weiterhin die Eigentumsrechte besitzt, wird mit jedem Verkauf ordentliches Geld verdient. Zugleich steht derzeit auch ein weiterer möglicher Blockbuster in den Startlöchern. Denn nach positiven Studien wurde von Genmab Ende Dezember der bei Lymphknotenkrebs eingesetzten Wirkstoff  Epcoritama, der mit dem US-Partner AbbVie entwickelt und in Phase 1 und 2 erfolgreich getestet wurde, bei der FDA in den USA eingereicht. Aktuell befinden sich aber weiter über 20 weitere Kandidaten in der klinischen Testphase des Biotech-Pioniers. Aber Genmab kümmert sich ungeachtet der innovativen und intensiven Forschungsarbeiten auch um seine Investoren, und schloss erst im Februar sein erstes Aktienrückkaufprogramm ab. Innerhalb eines Jahres wurden dabei vom Management über 763.000 eigene Anteilsscheine eingezogen, was gut 1,16 % der umlaufenden Papiere entsprach. Die Aktie von Genmab bleibt folglich auch nach dem 2022er-Höhenflug eine aussichtsreiche und spannende Investment-Alternative im gesamten Biotech-Bereich.

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe ist ein europäischer Index, der in sogenannte Burggraben-Unternehmen investiert. Diese Gesellschaften zeichnen sich durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Wettbewerbsvorteile aus. Das kann eine starke Marke, ein hervorragendes Kostenmanagement oder Unternehmensgröße sein, die potenzielle Wettbewerber daran hindert, einen lukrativen Markt zu betreten. Europäische Unternehmen dieses Typs zeichnen sich durch gute operative Kennzahlen aus, wozu etwa hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie eine hohe Umsatz- und Gewinnstabilität gehören. Damit sind die zukünftigen Gewinn- und Zahlungsreihen relativ sicher und gut prognostizierbar.

Ein leichtes Plus auf aktuell 18,85 Euro zeigt am Donnerstag im Qualitäts-Index auch die Aktie von EQT Partners. Dabei plant die schwedischen Private-Equity- und Investmentgruppe offenbar den Ausstieg aus einer ihrer erfolgreichsten Beteiligung. So berichtete kürzlich das Handelsblatt, dass EQT Finanzkreisen zufolge plant, seine Anteile an dem deutschen Prothesenhersteller Ottobock zu veräußern. Demnach soll der Investor in Absprache mit dem Haupteigentümer die US-Investmentbank JP Morgan schon im Dezember mit der Suche nach einem Käufer für seinen Anteil beauftragt haben. Läuft alles glatt, könnte ein Deal bereits im Sommer oder Herbst unterschrieben werden. Die Ottobock-Beteiligung von EQT könnte dabei mit 5,0 bis 6,0 Mrd. Euro bewerten werden, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten. Aktuell beträgt der EQT-Anteil an Ottobock gut 20 %, die Investmentgesellschaft mit Sitz in Stockholm war allerdings schon 2016 bei dem Orthopädietechnik-Spezialisten eingestiegen. Seitdem hat sich operativ auch mit Unterstützung von EQT einiges getan. Damals erwirtschaftete Ottobock bei einem Umsatz von rund 880 Mio. Euro einen Gewinn von 140 Mio. Euro. Für 2022 wird mit Erlösen von über 1,2 Mrd. Euro gerechnet. Auch weil inzwischen nicht nur Prothesen und Rollstühle hergestellt werden, sondern das familiengeführte Unternehmen vor allem von langfristigen Trends wie der alternden Gesellschaft profitiert.

Allerdings wurde EQT vom Ottobock-Management im Jahr 2016 in den Aktionärskreis geholt, um das Unternehmen fit für die Börse zu machen. Zu den von den Schweden angestoßenen Maßnahmen gehörte damals etwa die Professionalisierung der Unternehmensführung. Darüber hinaus half EQT der Ottobock-Gruppe zahlreiche Strukturen zu verschlanken und etwa 30 kleinere Firmen zuzukaufen, etwa Vigo oder Mollii Suit. Im Mai dieses Jahres 2022 hatte Ottobock sogar noch erklärt, demnächst an die Börse gehen zu wollen. Aber das schwierige und volatile Marktumfeld sorgte kurz danach für eine IPO-Absage. Und da die Aussichten für eine schnelle Wiederbelebung der Börsenpläne derzeit schlecht sind, strebt EQT nun offenbar den Anteilsverkauf an. Andere Finanzinvestoren, Staatsfonds und Family-Offices hätten in den vergangenen Wochen ihr Interesse bei der Gesellschaft hinterlegt, hatte das Handelsblatt berichtet. Der Börsengang bleibe aber eine Option, hieß es zudem. Insgesamt aber dürfte hinter dem Investment von EQT zumindest finanziell am Ende ein Plus stehen. Gleichzeitig legt ein Verkauf der Anteile die Vermutung nahe, dass das EQT-Management wohl nicht mehr an hohe Gewinnaussichten in naher Zukunft glaubt.



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