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15.08.
15:32 Uhr
Marktberichte International

TraderFox High-Quality-Stocks Europe: Novozymes erwartet aus “Bioscience“-Geschäften zum Jahresende weiter Margen von 25 % und E.ON will mit 33-Mrd-Investitionspaket von der Energiewende profitieren

Die anhaltenden Konjunktur- und Inflationssorgen drücken am Dienstag den TraderFox High-Quality-Stocks Europe-Index leicht ins Minus auf aktuell 120,88 Punkte. Novozymes legt mit Enzym- und Bakterienprodukten im 1. Halbjahr organisch um 3 % zu, die Genehmigungsverfahren für die Chr. Hansen-Fusion schreiten zudem wie geplant voran. E.ON-Finanzchef bekräftigt erneut die angekündigten Investitionen von rund 33 Mrd. Euro, die bis 2027 auch mithilfe von Investoren in den Netzausbau fließen sollen.

 

Mit einem Kursabschlag von 1,8 % auf 42,50 Euro notiert am Dienstag im Qualitäts-Index die Aktie von Novozymes wieder auf Jahrestiefststand. Bei den Papieren des dänischen Enzym- und Biokraftstoffherstellers bremsen noch immer die laufenden Genehmigungsverfahren der im Dezember 2022 angekündigten Fusion mit dem Konkurrenten Chr. Hansen. Zudem musste Novozymes für sein Halbjahres-Kerngeschäft mit nur 3,0 % ein deutlich geringeres organisches Wachstum vermelden, wie schon lange nicht mehr. Schließlich kletterten die Erlöse trotz schwieriger Umstände im 1. Jahresviertel noch um 5 %, bei einer beachtlichen EBIT-Marge von 26 %. Infolge des Abbaus von Lagerbeständen und der schwachen Verbrauchernachfrage wurde vom Management außerdem der Ausblick für das 2023er-Umsatzwachstum leicht von 4 bis 7 % auf 4 bis 6 % gesenkt. Novozymes erwartet diesbezüglich auch nur, dass die Zuwächse hauptsächlich durch die Preisgestaltung getrieben werden. All das dürfte bei Investoren zu einer eher abwartenden Haltung geführt haben. Denn eigentlich ist das “Bioscience“-Geschäft der Dänen nicht nur innovativ, sondern auch kaum konjunktur-sensibel. Dabei erreicht das Angebotsspektrum von Novozymes inzwischen weit über 700 Produkte, die sich von der Herstellung von Biokraftstoffen über die Produktion von Transfetten, bis hin zu technischen Enzymen für die Leder-, Textil- und Forstwirtschaft erstrecken. Allein die von Novozymes betriebene Sparte rund um Biokraftstoffe (Bioenergy) legte in den ersten 6 Monaten dank boomender US-Bioethanol-Produktion und weltweit hoher Biodiesel-Nachfrage kräftig um 27 % zu. Während der Absatz im Geschäft mit Nahrungsmittel, Getränke und Gesundheit um 6 % einbrach.

 

Wir verzeichneten eine anhaltend hohe Nachfrage nach unseren Bioscience-basierten Produkten, die es unseren Kunden ermöglichen, ihr Geschäft auszubauen, die Ressourcen des Planeten zu schützen und das Leben in einer wachsenden Welt zu verbessern, kommentierte der Vorstand von Novozymes den jüngsten Verlauf. Der Fusion mit Chr. Hansen schreitet wie geplant voran, und wir haben derzeit bei den wichtigsten Gerichtsbarkeiten die Genehmigung beantragt, betonte der Manager. Ursprünglich hatte Novozymes geplant, die Ch. Hansen-Verschmelzung im Schlussquartal abzuschließen. In der ersten Hälfte des Jahres hat der Spezialist für Mikroorganismen und Bakterien aber insgesamt sechs neue Produkte auf den Markt gebracht, wovon 2 auch Privatkunden angeboten wurden. Das von der Biotechfirma betriebene und innovative Geschäft, mit über 7.000 eigenen und auch lizenzierten Patenten, soll obendrein auch weiterhin hochrentabel bleiben. Zum Jahresende soll sich bei Novozymes jedenfalls die operative Marge bei unverändert 25 bis 26 % einpendeln, die Eigenkapitalrendite bei 16 bis 17 %. Die Aktie wird jedoch ohne integrierten Chr. Hansen-Geschäft noch immer mit einem Premium-KGV von 28 bewertet.

 

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe ist ein europäischer Index, der in sogenannte Burggraben-Unternehmen investiert. Diese Gesellschaften zeichnen sich durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Wettbewerbsvorteile aus. Das kann eine starke Marke, ein hervorragendes Kostenmanagement oder Unternehmensgröße sein, die potenzielle Wettbewerber daran hindert, einen lukrativen Markt zu betreten. Europäische Unternehmen dieses Typs zeichnen sich durch gute operative Kennzahlen aus, wozu etwa hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie eine hohe Umsatz- und Gewinnstabilität gehören. Damit sind die zukünftigen Gewinn- und Zahlungsreihen relativ sicher und gut prognostizierbar.

Zu den Verlierern gehört am Dienstag im Qualitäts-Index auch die Aktie von E.ON, die diesbezüglich um aktuell 1,8 % auf 10,98 Euro nachgibt. Dabei dürfte der europaweit aktive Energieversorger nach Einschätzung des Finanzvorstands angesichts der erforderlichen Investitionen von der Energiewende profitieren. Wir schauen auf mindestens ein Wachstumsjahrzehnt, sagte der E.ON-Manager der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX und der Deutschen Presse-Agentur in der vergangenen Woche. In diesem Zeitraum müsse der Ausbau der Energieinfrastruktur massiv beschleunigt werden. Zudem berichtete der Finanzchef von E.ON im Gespräch von ermutigenden Signalen internationaler Investoren, sieht für eine attraktive Verzinsung aber die Regulatoren in der Pflicht. Derzeit betreibt das Energieunternehmen allein in Deutschland mehr als 800.000 km an Strom- und Gasnetzen und damit sogar einen Großteil der deutschen Verteilernetze. Laut E.ON müssen diese Netze am Ende so weit modernisiert werden, dass insbesondere E-Autobesitzer ihre Fahrzeuge auch Zuhause laden können. Dazu erfordert vor allem der Ausbau der Stromerzeugung mit Sonne und Wind, dass das Energiesystem digital vernetzt wird.

Erst im März hatte E.ON als Energie-Dienstleister diesbezüglich angekündigt, bis 2027 rund 33 Mrd. Euro hierfür in die Hand nehmen zu wollen. Dazu stehen wir ungebrochen, bekräftigte der Finanzvorstand die Pläne gegenüber beiden Nachrichtenagenturen. Mit 70 bis 80 % geht dem Manager zufolge der Großteil der geplanten Investitionen in den Netzausbau. Um dieses Ziel zu erreichen, stellt der Versorger zugleich auch mehr Mitarbeiter ein. Im 1. Halbjahr wurden von E.ON dabei 2.000 zusätzliche Stellen besetzt, gut 1.000 davon im deutschen Netzgeschäft. Ob das Unternehmen seine Gesamtinvestitionen sogar noch erhöht, ließ der E.ON-Finanzchef allerdings offen. Der Manager führte aber die Notwendigkeit beschleunigter Genehmigungsverfahren an, sowie wirtschaftliche Anreize. Da durch die Leitzinserhöhungen in den vergangenen Monaten die einzufahrende Rendite entscheidender geworden sei. Die Anteilsscheine von E.ON bieten jedenfalls mit der stattlichen Dividendenrendite von 4,6 % eine gewisse Absicherung gerade in unsicheren Zeiten.