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TraderFox High-Quality-Stocks Europe: Rio Tinto-Aktie profitiert von chinesischen Immobilien-Hilfsprogrammen und Genmab erhält FDA-Zulassung für Blutkrebshoffnung “Epcoritamab“

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe-Index verzeichnet am Mittwoch unter dem Einfluss der heutigen US-Verbraucherpreise für Juni moderate Abgaben auf 120,88 Punkte. Rio Tinto wird als Eisenerzförderer von den chinesischen Maßnahmen zur Stützung des Immobilienmarktes beflügelt, die Aktie notiert noch immer mit einem 9er-KGV. Biotech-Pionier Genmab könnte durch den mit AbbVie entwickelten Krebswirkstoff  “Epcoritama“ künftig jährliche Einnahmen von bis zu 1,5 Mrd. USD erzielen.

 

Eine starke Kurserholung konnte im Qualitäts-Index in den letzten beiden Tagen die Aktie von Rio Tinto hinlegen. Und auch am Mittwoch verzeichnet sie wieder Zugewinne von 2,5 % auf aktuell 60,10 Euro. Der jüngste Anstieg wurde bei dem britisch-australischen Bergbauunternehmen durch die angekündigten Maßnahmen der chinesischen Notenbank zur Stützung des dortigen Immobilienmarktes ausgelöst. Für Rio Tinto ist aber nicht nur der Immobiliensektor, sondern auch eine generell florierende chinesische Wirtschaft wichtig. Schließlich gilt China als weltweit wichtigster Importeur von Industriemetallen, und hatte aber schon im Jahr 2022 neben der strengen Corona-Politik vor allem mit der schweren Immobilienkrise zu kämpfen. In der Volksrepublik war der landesweite Wohnbau- und Immobiliensektor bis dahin für bis zu 35 % des chinesischen Wachstums verantwortlich. Und das von Rio Tinto vor allem in Australien geförderte Eisenerz wurde hierfür insbesondere für die Stahlherstellung von China importiert. Am Montag wurde jedenfalls bekannt, dass die chinesische Notenbank und Finanzaufsicht dem angeschlagenen Immobilienmarkt des Landes stärker unter die Arme greifen will. Konkret geht es dabei unter anderem um die Stundung bzw. Verlängerung von Immobilienkrediten. Damit sollen in erster Linie im Bau befindliche Immobilienprojekte zu Ende geführt werden. Investoren kauften daraufhin Rohstofftitel wie Rio Tinto, aber auch chinesische Immobilienwerte. Der RioTinto-Vorstand sprach zudem jüngst in einem Interview mit der Nachrichteagentur Bloomberg auch die Herausforderungen an, da es ein großes Immobilienproblem in China gäbe. Dennoch bekräftigte der Manager die mittel- und langfristigen positiven Perspektiven für die Wirtschaft im Reich der Mitte.

Dabei gilt Rio Tinto nicht nur als Eisenerzförderer, der Minenbetreiber, der auch in Afrika und Südamerika mehrere Förderstätten betreibt, holt zudem auch Kupfer, Kohle oder auch Gold und Nickel ans Tageslicht. Und für das Unternehmen spricht vor allem, dass der Zyklus in der Energiewende immer noch in einer Frühphase steckt. Der damit in Zusammenhang stehende Bedarf an zusätzlichem Metall dürfte enorm sein. Dabei verspürt Rio Tinto schon jetzt die anhaltend hohe Nachfrage vor allem nach Kupfer. Und für 2023 wird folglich auch mit einer gruppenweiten Kupferproduktion auf 650.000 bis 710.000 Tonnen gerechnet, nach nur 521.000 Tonnen im Vorjahr. Der immer höhere Kupferbedarf durch Elektromobilität und Energiewende dürfte der Bergbaugesellschaft auch künftig in die Karten spielen und das “China-Risiko“ etwas abfedern. Dennoch wurde Rio Tinto zuletzt von Analystenseite wegen niedrigerer Preisprognosen für Kraftwerkskohle, Aluminium, Nickel und Platinmetalle sowie den Risiken im Eisenerzgeschäft teilweise abgestuft. Die Aktie selbst ist aber mit einem 2023-KGV von 9 gerade im Branchenvergleich viel zu niedrig bewertet. Dazu kommt noch eine Dividendenrendite, die sich trotz jüngster Kürzung noch immer auf über 6 % beläuft.

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe ist ein europäischer Index, der in sogenannte Burggraben-Unternehmen investiert. Diese Gesellschaften zeichnen sich durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Wettbewerbsvorteile aus. Das kann eine starke Marke, ein hervorragendes Kostenmanagement oder Unternehmensgröße sein, die potenzielle Wettbewerber daran hindert, einen lukrativen Markt zu betreten. Europäische Unternehmen dieses Typs zeichnen sich durch gute operative Kennzahlen aus, wozu etwa hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie eine hohe Umsatz- und Gewinnstabilität gehören. Damit sind die zukünftigen Gewinn- und Zahlungsreihen relativ sicher und gut prognostizierbar.

Nur knapp über ihrem Jahrestief befindet sich im Qualitäts-Index dagegen gegenwärtig die Aktie von Genmab. Heute notiert sie aber leicht im Plus bei 346,30 Euro. Dabei müssten die Anteilscheine des dänischen Biotech-Pioniers eigentlich höher stehen. Vor allem, weil das Unternehmen jüngst von der US-Gesundheitsbehörde FDA grünes Licht für den bei Lymphknotenkrebs eingesetzten Wirkstoff  Epcoritama erhalten hatte. Das mit dem US-Partner AbbVie zusammen entwickelte Mittel wurde zuvor in Phase 1 und 2 erfolgreich getestet und nach den positiven Studien von Genmab Ende Dezember bei den Behörden eingereicht. Zwar befinden sich weiterhin über 20 weitere Kandidaten in der klinischen Testphase des Biotech-Unternehmens. Die Frage aber dürfte für Anlegen sein, inwieweit die Zulassung von Epcoritamab (vermarktet als Epkinly) den Dänen einen Umsatzschub verschaffen könnte. Wobei allein in den USA im Jahr 2022 rund 30.000 Fälle von Lymphknotenkrebs gemeldet wurden, die für die Behandlung infrage kämen. Und Genmab hat hier allerdings mit den Pharma- und Biotech-Konkurrenten Roche und Regeneron zu kämpfen, die mit Rituxan ein Antikörper-basiertes Krebsmittel vertreiben, jedoch in Kombination mit einer Chemotherapie. Eine gute Nachricht für Patienten ist dennoch, dass immer mehr Therapien wie “Epkinly“ den Weg auf den Markt finden. In der klinischen Studie der Phase 1/2 von Genmab und AbbVie hatte das Mittel eine Ansprechrate von 61 %. Das bedeutet, dass eine große Mehrheit der Krebspatienten zumindest eine gewisse Verbesserung ihres Zustands vermeldeten. Aber 38 % davon zeigten nach der Epkinly-Behandlung sogar keine Anzeichen mehr von Krebs.

Für Genmab sind die einfach sensationelle Nachrichten. Und aufgrund der enormen Wirksamkeit gehen Analysten davon aus, dass Epkinly in den USA künftig einen jährlichen Spitzenumsatz von 3 Mrd. USD erreichen könnte. In Anbetracht der Tatsache, dass Zehntausende von US-Patienten von der Behandlung mit Genmabs Epkinly profitieren und sogar geheilt werden könnten, scheint dies keine unangemessene Prognose zu sein. Bei der Biotech-Gesellschaft wären zusätzliche Einnahmen von bis zu 1,5 Mrd. USD ein enormer Sprung nach vorn. Allein für 2023 wird bei Genmab bisher nur mit einem Gesamtumsatz von 2,3 Mrd. USD gerechnet. Und selbst für den Pharmariesen AbbVie, dessen Erlöse in diesem Jahr auf einem Niveau von 52,7 Mrd. USD prognostiziert werden, dürfte ein zusätzlicher Epkinly-Umsatz wohlwollend aufgenommen werden. Die Genmab-Aktie bleibt folglich auch nach dem 2022er-Höhenflug eine aussichtsreiche Investment-Alternative im Biotech-Bereich. Vor allem auch weil Genmab ein Wachstum, getrieben vom Krebsmittel Darzalex und dem Multiple Sklerose-Medikament Kesimpt, in den nächsten 5 Jahren von im Schnitt 27 % hinlegen dürfte.