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TraderFox High-Quality-Stocks Europe: Sartorius Stedim will Gentherapie-Spezialisten Polyplus für 2,4 Mrd. Euro übernehmen und Schindler setzt im Aufzugsgeschäft immer mehr auf „KI“-Lösungen

Die überraschende Opec+-Entscheidung zur Drosselung der Öl-Förderung drückt am Montag den TraderFox High-Quality-Stocks Europe-Index leicht ins Minus auf 120,90 Punkte. Sartorius Stedim will die Zell- und Gentherapien-Lösungen von Polyplus ins eigene Portfolio integrieren, könnte den Zukauf aber nur über eine Kapitalerhöhung finanzieren. Lift- und Rolltreppenhersteller Schindler will vom Megatrend „Urbanisierung“ profitieren, und entwickelt hierfür digitale Aufzugsysteme auf Basis von Künstlicher Intelligenz.

Einen kräftigen Kursrückgang musste in der letzten Woche im Qualitäts-Index die Aktie von Sartorius Stedim Biotech hinnehmen. Und auch am Montag liegt sie erneut mit 3,8 % im Minus bei 273,70 Euro. Dabei will der bio-medizinische Labordienstleister sein Geschäft mit der Milliardenübernahme eines Spezialisten für Technologien rund um Zell- und Gentherapien ausbauen. Allerdings dürfte das erst mal teuer werden. Immerhin soll der französische Zukauf „Polyplus“ etwa 2,4 Mrd. Euro kosten, und möglicherweise über eine Kapitalerhöhung finanziert werden. Dies teilte am Freitag die Muttergesellschaft von Sartorius Stedim mit. Laut Mitteilung erhält Sartorius als Eigentümer der Tochter zur Finanzierung der Transaktion für eine Übergangsphase einen Brückenkredit von der US-Investmentbank JPMorgan. Die Mittel würden dann an Sartorius Stedim weitergereicht. Geplant sei, diesen Kredit durch langfristige Finanzinstrumente zu refinanzieren, hieß es weiter. Hierzu könne auch eine Eigenkapital-Komponente auf der Ebene der Stedim-Tochter gehören, betonte auf Anfrage die Sartorius-Gruppe. Zum möglichen Zeitplan gab es aber keine Informationen. Für die Sartorius Stedim-Mutter wäre dies aber immerhin der größte Zukauf in der Unternehmensgeschichte. Und wenn das Wachstumskalkül des Sartorius-Managements aufgeht, könnte die Anteilsverwässerung langfristig mehr als wettgemacht werden. Dafür stehen die Chancen auch durchaus gut. Denn die Göttinger Firmengruppe zielt mit der Polyplus-Übernahme auf ein dynamisch wachsendes Segment, in dem Sartorius Stedim in den letzten beiden Jahren bereits mehrere Zukäufe, wie die der Gentherapie-Spezialisten CellGenix und Xell, getätigt hat.

Weltweit werden Zell- und Gentherapien auch zunehmend, etwa im Kampf gegen Krebs und seltene Krankheiten, eingesetzt. Analysten sehen hier in den kommenden Jahren und Jahrzehnten enormes Potenzial. Dabei wächst die künftige Sartorius Stedim-Tochter Polyplus den Angaben zufolge schon jetzt stark. Für 2023 wird hier mit einem Umsatz im oberen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich gerechnet. Polyplus selbst entwickelt und produziert mit rund 270 weltweit angestellten Mitarbeitern wichtige DNA- und RNA-Komponenten für die Herstellung viraler Vektoren. Diese werden wiederum bei Zell- und Gentherapien sowie weiteren neuen medizinischen Therapieverfahren eingesetzt. Die innovativen Lösungen von Polyplus sind hochkomplementär zum Portfolio von Sartorius Stedim, hieß es am Freitag vonseiten der Sartorius-Mutter. Insbesondere mit Blick auf unser Angebot von Zellkulturmedien und kritischen Komponenten für die Entwicklung und Herstellung neuartiger Therapien.

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe ist ein europäischer Index, der in sogenannte Burggraben-Unternehmen investiert. Diese Gesellschaften zeichnen sich durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Wettbewerbsvorteile aus. Das kann eine starke Marke, ein hervorragendes Kostenmanagement oder Unternehmensgröße sein, die potenzielle Wettbewerber daran hindert, einen lukrativen Markt zu betreten. Europäische Unternehmen dieses Typs zeichnen sich durch gute operative Kennzahlen aus, wozu etwa hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie eine hohe Umsatz- und Gewinnstabilität gehören. Damit sind die zukünftigen Gewinn- und Zahlungsreihen relativ sicher und gut prognostizierbar.

Mit einem leichten Minus auf aktuell 200,85 Euro präsentiert sich am Montag im Qualitäts-Index auch die Aktie der Schindler Holding. Zwar sorgen die gegenwärtigen Schwächen im Immobilien- und Bausektor infolge höherer Zinsen bei dem Lift- und Rolltreppenhersteller für schlechtere Geschäfte. Dafür sieht sich Schindler aber dank einiger wichtiger langfristiger Trends mit seinen Sparten auf der Gewinnerseite. Vor allem, weil in vielen Gegenden der Welt ein Urbanisierungstrend zu beobachten ist, der immer höhere Gebäudebauten und moderne angepasste Mobilitätskonzepte verlangt. Und die weiter in den Himmel wachsenden Wohn- und Geschäftsimmobilien dürften auch in Zukunft dafür sorgen, dass Schindler nicht beschäftigungslos dastehen sollte. Der Schweizer Hersteller von Aufzügen und Rolltreppen hat jedenfalls hierfür schon heute die passenden innovativen Lösungen, auch mithilfe von „Künstlicher Intelligenz“, parat. Das Management will jedenfalls mit eigenen Konzepten und Plänen langfristig vom Megatrend Urbanisierung in stärkerem Maße profitieren. So sollen Aufzüge in Zukunft Teil von „Smart Buildings“ sein und mit Fahrgästen und Gebäudebetreibern aktiv kommunizieren können. Dies wird laut Schindler auf intelligente Weise unter anderem lange Wartezeiten sowie ineffiziente Fahrten der Personenaufzüge minimieren.

Auch helfen digitale Aufzugsysteme dabei, das Remote-Monitoring zu verbessern. Außerdem kann Künstlicher Intelligenz (KI) mögliche Störungen vorhersagen und damit auch, welche Aufzüge frühzeitig gewartet werden sollen. Für das Unternehmen bedeute dies, dass Kosten gespart und auch Nachhaltigkeitsprinzipien eingehalten werden können. Aber Schindler als Branchenführer dürfte technologische Trends wie KI nicht nur dazu nutzen, um Lifte und Rolltreppen noch effizienter einzusetzen, sondern letztlich vor allem, um die eigenen Renditeaussichten zu verbessern. Der Beförderungsspezialist verzichtet dabei seit einiger Zeit auch auf Projekte mit geringen Margen, was die Schindler-Aktie zuletzt sogar auf ein Jahreshoch trieb.