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TraderFox High-Quality-Stocks Europe: Schindler-Aktie zieht nach 50 % höherem Halbjahresgewinn um über 7 % an und Sartorius Stedim schließt Übernahme des Gentherapie-Spezialisten “Polyplus“ ab

Die schwache Entwicklung der US-Technologiebörse Nasdaq vom Vorabend drückt am Freitag den TraderFox High-Quality-Stocks Europe-Index leicht ins Minus auf 120,90 Punkte. Aufzugs- und Rolltreppenhersteller Schindler steigert Umsatz und Gewinn im 1. Halbjahr deutlich, was auch zu einer 2,0 % höheren EBIT-Marge von 11,0 % führte. Sartorius Stedim erhält nach Polyplus-Zukauf die Genehmigung für die Portfolio-Integration des auf Zell- und Gentherapien-Lösungen spezialisierten Anbieters.

 

Mit einem deutlichen Plus von über 7 % auf aktuell 224,00 Euro präsentiert sich am Freitag im Qualitäts-Index die Aktie der Schindler Holding von ihrer besten Seite. Der Hauptgrund dafür ist, dass der Liftanlagen- und Rolltreppenbauer in den ersten 6 Monaten mehr umgesetzt und deutlich besser verdient hat. Investoren würdigen zudem den vom Vorstand angehobenen Ausblick auf das Gesamtjahr. In den Monaten von Januar bis Juni wurden letztlich 5,7 Mrd. CHF (5,92 Mrd. Euro) umgesetzt, das sind 7,1 % mehr als im Vorjahreszeitraum, wie Schindler heute mitteilte. Allerdings machten sich im Installations- und Servicegeschäft des Unternehmens Währungseffekte stark bemerkbar, die auf rund 300 Mio. CHF beziffert wurden. In Lokalwährungen wäre der Umsatzzuwachs mit 12,6 % sogar spürbar höher ausgefallen. Eigentlich sorgte bei Schindler die Abkühlung im Immobilien- und Bausektor infolge höherer Zinsen bis zuletzt für schlechtere Geschäfte, inzwischen hat sich die Entwicklung aber verbessert. Das stärkste Erlöswachstum gab es im 1. Halbjahr sogar in China, jedoch war das Vorjahr durch zahlreiche Corona-Lockdowns negativ belastet worden. Alle anderen Regionen und Produktionen konnten jedenfalls umsatztechnisch ebenfalls zulegen. Auch bei der Profitabilität machte Schindler zuletzt nach langer Zeit wieder Fortschritte, was an der um 2,0 % höheren EBIT-Marge von 10,6 % ablesbar war.

Maßgeblich hätten operative Effizienz, stabilere Lieferketten, eine konsequente Preispolitik sowie der Basiseffekt der covidbedingten Lockdowns in China zu dem Anstieg beigetragen, kommentierte der Vorstand die Zahlen. Am Ende konnte der Hersteller von Aufzügen und Rolltreppen mit einem um 56 % gestiegenen Nettogewinn punkten. Mit dem ausgewiesenen Zahlenwerk hat Schindler aber die Erwartungen in allen Bereichen recht deutlich übertroffen. Einbußen gab es jedoch beim Auftragseingang, der sich um 4,6 % auf 5,9 Mrd. CHF verringerte. Insgesamt aber verzeichneten die EMEA-Regionen und Amerika ein Wachstum im unteren einstelligen Bereich. Zudem war Schindler als Branchenführer mit seinem Servicegeschäft auf allen Märkten gewachsen. Nach dem erfreulichen Halbjahr passte das Management letztlich auch die Umsatzerwartung für 2023 leicht nach oben an, und rechnet nun mit einem Plus zwischen 5 und 8 %. Jedoch sei das Umfeld weiterhin herausfordernd, betonte die Unternehmensführung. In diesem Zusammenhang hob Schindler vor allem die Unsicherheiten an den Märkten, höhere Lohnkosten, den Fachkräftemangel und starke Fremdwährungseffekte hervor. Der Aufzugspezialist verzichtete zudem seit einiger Zeit auf Projekte mit geringen Margen, was die Schindler-Aktie im März sogar auf ein Jahreshoch trieb

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe ist ein europäischer Index, der in sogenannte Burggraben-Unternehmen investiert. Diese Gesellschaften zeichnen sich durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Wettbewerbsvorteile aus. Das kann eine starke Marke, ein hervorragendes Kostenmanagement oder Unternehmensgröße sein, die potenzielle Wettbewerber daran hindert, einen lukrativen Markt zu betreten. Europäische Unternehmen dieses Typs zeichnen sich durch gute operative Kennzahlen aus, wozu etwa hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie eine hohe Umsatz- und Gewinnstabilität gehören. Damit sind die zukünftigen Gewinn- und Zahlungsreihen relativ sicher und gut prognostizierbar.

Einen kräftigen Kursrückgang musste in den letzten Wochen im Qualitäts-Index nach reduzierten Jahreszielen die Aktie von Sartorius Stedim Biotech hinnehmen. Am Freitag liegt sie aber mit 2,5 % im Plus bei 246,50 Euro. Zudem hatte der Pharma- und Laborausrüster, der als führender Partner der biopharmazeutischen Industrie gilt, in dieser Woche mitgeteilt, die Übernahme des französischen Unternehmens Polyplus erfolgreich abgeschlossen zu haben. Die Transaktion wurde am 18. Juli beendet, nachdem die erforderlichen behördlichen Genehmigungen erteilt worden waren, hieß es in der Mitteilung. Mit dem zuvor umstrittenen milliardenschweren Zukauf hat Sartorius Stedim jedenfalls sein Geschäft rund um Zell- und Gentherapien kräftig ausgebaut. Denn Polyplus zählt nicht umsonst zu den führenden Anbietern von innovativen Technologien für Zell- und Gentherapien. Weltweit werden diese auch zunehmend etwa im Kampf gegen Krebs und seltene Krankheiten eingesetzt. Und Experten sehen hier für die kommenden Jahre und sogar Jahrzehnte enormes Potenzial. Die künftige Sartorius Stedim-Tochter wächst aber bereits jetzt schon überdurchschnittlich stark. Für 2023 wird diesbezüglich mit Einnahmen im oberen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich gerechnet. Polyplus selbst entwickelt und produziert mit weltweit rund 270 Mitarbeitern wichtige DNA- und RNA-Komponenten für die Herstellung viraler Vektoren. Diese werden wiederum bei Zell- und Gentherapien sowie weiteren neuen medizinischen Therapieverfahren eingesetzt.

Die innovativen Lösungen von Polyplus sind hoch komplementär zum Portfolio von Sartorius Stedim, betonte im April der Vorstand der Sartorius-Gruppe, dem Eigentümer des Labordienstleisters. Insbesondere mit Blick auf unser Angebot von Zellkulturmedien und kritischen Komponenten für die Entwicklung und Herstellung neuartiger Therapien. Allerdings hat Sartorius Stedim für den Polyplus-Zukauf gut 2,4 Mrd. Euro auf den Tisch gelegt, was viele für “zu teuer“ hielten. Sartorius als Muttergesellschaft hat zur Finanzierung aber einen Brückenkredit von der US-Investmentbank JPMorgan für die Übergangsphase erhalten. Die Mittel wurden dann an Sartorius Stedim weitergereicht. Für die Sartorius-Dachholdung war dies sogar die bislang größte Akquisition der Unternehmensgeschichte. Dafür zielt die Göttinger Firmengruppe mit Polyplus auf ein dynamisch wachsendes Segment, in dem Sartorius Stedim in den letzten beiden Jahren bereits mehrere smarte Zukäufe, wie die der Gentherapie-Spezialisten CellGenix und Xell, getätigt hat.