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TraderFox High-Quality-Stocks Europe: Warum Symrise und Wolters Kluwer mit ihren Halbjahreszahlen Umsatzrekorde vorlegen

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe-Index verzeichnet am Freitag im Zuge des heutigen US-Arbeitsmarktberichts für Juli leichte Abgaben auf 120,88 Punkte. Aromaproduzent Symrise legt bei den 6-Monatserlösen um 7,0 % auf einen Rekordwert von 2,4 Mrd. Euro zu und gibt Entwarnung beim laufenden Kartellverfahren. Software- und Datenanbieter Wolters Kluwer kommt auf ein Halbjahres-Umsatzplus von 4,0 %, und erzielte rund 50 % der digitalen Umsätze mit Produkten, die künstliche Intelligenz (KI) nutzen.

Eine eher unterdurchschnittliche Performance präsentierte in den letzten Monaten im Qualitäts-Index die Aktie von Symrise. Am Freitag verbucht sie auch wieder leichte Abgaben auf aktuell 92,30 Euro. Dabei konnte das Management für den Duft- und Geschmackstoffherstellers in dieser Woche ein umsatzbezogenes Rekordhalbjahr vermelden, nur die anhaltend hohen Kosten drückten auf die jüngste Entwicklung. Zwar bremste in den ersten 6 Monaten die schwächere Nachfrage nach Probiotika, Duftstoffen und Menthol das Wachstum von Symrise. Dafür aber waren Zusätze für Haustiernahrung sowie für würzige Produkte und Getränke-Geschmacksstoffe zuletzt weiter stark gefragt. Insgesamt aber legten die 6-Monatserlöse um fast 7,0 % auf einen Rekordwert von 2,4 Mrd. Euro zu. Organisch, also ohne Wechselkurseffekte sowie Zu- und Verkäufe von Unternehmensteilen betrug das Plus sogar 8,0 %. Damit liegt der Duft- und Aromaspezialist auch noch immer über dem Jahresziel von 5,0 bis 7,0 %. Getrübt wurde das Bild bei Symrise allerdings von hohen Sonderkosten im Zusammenhang mit dem Stillstand einer US-Produktionsanlage infolge eines Feuers. Dazu waren Aufwendungen in Verbindung mit einem Kartellverfahren sowie für eine Neuorganisation eines Unternehmensteils entstanden. Der feuerbedingte Stillstand am US-Standort Colonel Island, der laut Symrise in diesem Monat enden dürfte, hat bei dem Branchenzulieferer bisher Einnahmeverluste von 30 Mio. und Sonderkosten von rund 20 Mio. Euro erzeugt.

Zudem hat Symrise auch mit der weiterhin starken Preisinflation zu kämpfen, die bislang durch striktes Kostenmanagement sowie Preiserhöhungen nur in Teilen kompensiert werden konnte. Für das 2. Halbjahr zeigt sich die Unternehmensführung diesbezüglich aber zuversichtlicher. Der Duftproduzent strebt aber für das Gesamtjahr eine etwas niedrigere operative Gewinnmarge um die 20 % an, mit der Symrise aber noch immer ein hochprofitables Kerngeschäft betreiben würde. Die Markterwartungen für 2023 dürften allerdings nun fallen, was jüngst schon den Aktienkurs belastete. Positiv war in dieser Woche aber auch die Nachricht, dass der Chef von Symrise mit Blick auf die seit Anfang März bekannten Kartelluntersuchungen durch die EU-Kommission weiterhin keinen Grund zur Sorge hat. Die Dokumente, die die Behördenvertreter bei einer Durchsuchung mitgenommen hätten, habe der Konzern anwaltlich prüfen lassen, erklärte der Manager am Mittwoch. Demzufolge ergebe sich kein Grund für ein Kartellverfahren gegen Symrise.

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe ist ein europäischer Index, der in sogenannte Burggraben-Unternehmen investiert. Diese Gesellschaften zeichnen sich durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Wettbewerbsvorteile aus. Das kann eine starke Marke, ein hervorragendes Kostenmanagement oder Unternehmensgröße sein, die potenzielle Wettbewerber daran hindert, einen lukrativen Markt zu betreten. Europäische Unternehmen dieses Typs zeichnen sich durch gute operative Kennzahlen aus, wozu etwa hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie eine hohe Umsatz- und Gewinnstabilität gehören. Damit sind die zukünftigen Gewinn- und Zahlungsreihen relativ sicher und gut prognostizierbar.

Im heutigen Markumfeld zeigt sich im Qualitäts-Index die Wolters Kluwer-Aktie ziemlich robust und kaum verändert bei 111,75 Euro. Das zuletzt markierte Allzeithoch bei den Papieren war auch nicht ungewöhnlich, schließlich hatte der Informations- und Datendienstleister schon im 1. Quartal erneut Rekorderlöse für das Gesamtjahr in Aussicht gestellt. Vor allem weil die Geschäfte des Unternehmens brummen und sie keinerlei Konjunkturschwankungen kennen, da sie in erster Linie von Behörden, Steuerbüros und Rechtsanwälten genutzt werden. In 2022 konnte Wolters Kluwer jedenfalls trotz zahlreicher Herausforderungen einen Umsatzanstieg auf 5,45 Mrd. Euro erzielen, nach 4,77 Mrd. im Jahr zuvor, was einem Plus von 6,0 % entsprach. Und über 80 % davon waren sogar wiederkehrende Einnahmen. In dieser Woche konnte der Software- und Datenanbieter mit neuen Halbjahrzahlen abermals überzeugen, da sie mit einem Umsatzzuwachs von 4,0 % auf 2,72 Mrd. Euro sehr robust ausgefallen waren. Aus eigener Kraft lag bei Wolters Kluwer das Wachstum sogar bei 7,0 %. Und die beiden Sparten “Digital & Services“ und “Expert Solutions“ legten von Januar bis Juni organisch mit 6,0 % bzw. 7,0 % am stärksten zu. Das globale Datengeschäft des Unternehmens generierte zudem eine Eigenkapitalrendite von 15 %, was sehr gewinnträchtig war.

In der ersten Hälfte des Jahres 2023 haben wir wichtige Fortschritte bei unseren strategischen Plänen gemacht, betonte in dieser Woche der Vorstand. Der Manager verwies zudem darauf, dass bei Wolters Kluwer inzwischen rund 50 % der digitalen Umsätze aus Produkten stammen, die künstliche Intelligenz (KI) nutzen, um den Wert für Kunden zu steigern. Der Entwickler von Softwareprodukten und digitalen Informations-Diensten experimentiert derzeit sogar mit neuen generativen KI-Modellen und arbeitet diesbezüglich schon mit mehreren Großkunden zusammen. Wolters Kluwer setzt in diesem Bereich vor allem auf Partnerschaften, unter anderem mit Microsoft und Google, und folgt zugleich den eigenen Unternehmens-Prinzipien, die einen verantwortungsvollen Umgang mit KI vorgeben. Bis Ende des Jahres sollen zudem auch die planten Aktienrückkäufe in Höhe von 1,0 Mrd. Euro abgeschlossen werden. Die Papiere von Wolters Kluwer sind aber trotz solider Aussichten mit einem KGV von 27 derzeit nicht gerade günstig.



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