Joel Greenblatt

Tipp

Den Index „Joels Zauberformel“ haben wir gemäß der Analagephilosophie von Joel Greenblatt entwickelt.

Die Zauberformel

Ein zeitloses Universalkonzept für überdurchschnittliche Erträge?

Der bekannte Investor und Bestseller-Autor Joel Greenblatt weckt die Hoffnung auf ein zeitloses Universalrezept, mit dem dauerhaft eine weit überdurchschnittliche Rendite an den Aktienmärkten erzielt werden kann. Und das allein durch die Berücksichtigung zweier Kennzahlen.

Inspiriert durch die Börsenlegende Benjamin Graham entwickelte Greenblatt einen Ansatz, der so unkompliziert wie logisch und überzeugend ist, was ihn auch für Börseneinsteiger sehr interessant macht. Er ist rein quantitativ ausgelegt und lässt keinen Spielraum für persönliche Präferenzen oder Emotionen bei Kauf- und Verkaufentscheidungen. Dadurch können viele typische Anlegerfehler vermieden werden. Greenblatts kleines Buch darüber stand nicht umsonst lange Zeit in den US-Bestsellerlisten: Die Zauberformel hat in der Vergangenheit gezeigt, dass es möglich ist den Markt zu übertreffen, sofern man dem Konzept streng folgt.

Der Investor beschreibt ausführlich eine Strategie, mit der auch Privatinvestoren ohne tiefgreifendes Vorwissen über die Bilanzanalyse und Unternehmensbewertung durch das Befolgen einer logischen und einfachen „Zauberformel“ eine gute und vermutlich sogar bessere Performance als die Märkte erreichen könnten.

Greenblatts statistische Auswertungen wecken die Neugier auf diese Strategie: Sie belegen, dass die Zauberformel sogar den S&P 500 um mehr das Doppelte schlagen kann:

Outperformance der Zauberformel gegenüber dem S&P 500
Ergebnisse der Zauberformel 1988 – 2004 (Durchschnittliche Rendite p.a)

Kern der Strategie ist der Kauf rentabler Unternehmen zu sehr günstigen Preisen um dann abzuwarten, bis sich Börsenkurs und tatsächlicher Unternehmenswert annähern und eigene Anteile mit einem guten Gewinn verkaufen zu können. Die entscheidende Frage dabei ist: Wie finde ich als Anleger solche günstigen Unternehmen?

Joel Greenblatts Strategie

Gute Unternehmen zu Schnäppchenpreisen kaufen

Joel Greenblatt betont, dass der Markt immer zu einem bestimmtem Zeitpunkt mit dem Investor übereinstimmen wird, sofern der Anleger ein Unternehmen richtig bewertet hat: Auch wenn der Markt kurzfristig häufig zu Über- und Untertreibungen neigt, so orientiert sich die Preisbildung langfristig am tatsächlichen Wert der Aktien. Greenblatt nutzt die entstehenden Unterbewertungen am Markt aus, um solide Gewinne mit möglichst geringem Risiko zu erzielen. Zur Erhöhung der Renditechancen wählt Greenblatt sehr sorgfältig Aktien lukrativer Unternehmen mithilfe der Zauberformel aus. Er geht von der Annahme aus, dass die Auswahl von fundamental rentablen Unternehmen zukünftige Preissteigerungen der Aktien nach sich zieht. Nach diesem Prinzip „gut und günstig“ stellt Greenblatt ein Portfolio von 20-30 Aktien zusammen.

Zur Bestimmung der rentablen und günstigen Unternehmen zieht die Zauberformel zwei Kennzahlen heran. Der Gedanke dahinter ist einleuchtend: Unternehmen mit dem größten Potential sind diejenigen, die hohe Gewinne bei geringem Kapitaleinsatz erzielen können und dem Anleger für seinen Einsatz eine hohe Rendite ermöglichen.

  1. Hohe Kapitalrendite
    Greenblatt bevorzugt Unternehmen, die im Verhältnis zu den Kosten einen größeren Gewinn erwirtschaften. Ein hoher Gewinn geht mit hohen Chancen auf gute Gewinnwachstumsraten und auch künftige überdurchschnittliche Kapitalrenditen einher. Es gilt, je höher die Kapitalrendite, desto besser. Die Kapitalrendite errechnet Greenblatt als Verhältnis des Gewinns vor Zinsen und Steuern (EBIT) zum materiellen Kapitaleinsatz (Nettoumlaufvermögen + Nettoanlagevermögen).
  2. Hohe Gewinnrendite
    Das bedeutet, dass ein Unternehmen mit dem eingesetzten Kapital einen höheren Gewinn (Verzinsung) erwirtschaften kann, als andere Unternehmen - also sich für einen Anleger im Verhältnis zum Kaufpreis höhere Gewinne erzielen lassen. Auch hier gilt, je höher die Rendite, desto besser. Die Gewinnrendite errechnet Greenblatt als Verhältnis aus dem Vorsteuergewinn (EBIT) und dem Unternehmenswert (Kapitalmarktwert einschließlich Vorzugsaktien + zinspflichtige Schulden).

Kaufkriterien und Aktienauswahl

  1. Wer nach Greenblatts Methode handelt, sollte sichergehen, dass er nur liquide Werte kauft, um Preisentwicklungen optimal nutzen. Eine geringe Nachfrage nach Aktien kann sehr schnell zu starken Preisschwankungen führen, was Anleger unter Druck setzten und die Rendite minimieren könnte. Daher empfiehlt er, sich ausschließlich auf die größten Unternehmen zu fokussieren (Marktkapitalisierung von mindestens 50 Mio. US$), wobei Greenblatts originäre Strategie sich auf den US-Markt beschränkt.
  2. Greenblatt erstellt zwei Listen in denen Unternehmen jeweils absteigend nach ihrer Kapital- bzw. Gewinnrendite sortiert werden. Jedes Unternehmen erhält einen „Platz“, der dessen Rangfolgenummer entspricht. Um die Vergleichbarkeit der Unternehmen herzustellen, werden bestimmte Branchen aussortiert, da diese ihre Finanzreports anhand unterschiedlicher Standards ausgeben und bei Berücksichtigung zu Ungenauigkeiten führen würden: Versorgungs- und Finanzwerte wie z.B.: Banken, Investmentfonds etc.
  3. Beide Listen werden anschließend miteinander kombiniert. Lediglich die Unternehmen, die in beiden Listen am besten gerankt sind, bieten laut Greenblatt entsprechende Renditen und Chancen für positive Entwicklungen und können für ein Investment in Betracht gezogen werden.

Da diese Selektion sehr aufwändig und manuell nicht mit vertretbarem Aufwand umsetzbar ist, bietet TraderFox voreingestellte Screenerkriterien anhand der Zauberformel an. Wir durchsuchen über 6000 Unternehmen hinsichtlich ihrer Renditen und stellen diejenigen vor, die nach Greenblatt am besten für ein Imnvestment geeignet sind.

Depotmanagement anhand der Zauberformel

Greenblatt rät zu einem diversifizierten, großen Portfolio. Die hohe Anzahl der verschiedenen Aktien soll eine gute Risikostreuung garantieren, die Volatilität senken und das Renditepotential im Durchschnitt hoch halten. Das Depot sollte ungefähr jährlich überprüft werden, wobei erneut anhand der Zauberformel die zu dem Zeitpunkt besten Unternehmen ausgewählt und mit bestehenden Aktien ausgetauscht werden. Um ein Depot anhand der Zauberformel aufzubauen folgt man diesen Regeln:

Zeithorizont: Min. 3-5 Jahre
Portfoliogröße: 20-30 Aktien
Positionsgröße: Ungefähr gleiche Anteile (in € bzw. $) pro Wert
Portfolioüberprüfung: Nach ca. 1 Jahr
Verkaufsregeln: Nach 1 Jahr Depotüberprüfung und erneuter Selektion der besten Unternehmen anhand der Zauberformel durch unseren Filter. Entsprechen die Aktien aus dem Portfolio auch nach einem Jahr wieder den Selektionskriterien, können sie gehalten werden. Sofern verkauft wird, ersetzt man die verkaufte Anzahl an Aktienwerten durch dieselbe Anzahl neuer, so dass immer zwischen 20 und 30 Titel im Portfolio bleiben.

Vermutlich kaufen die Wenigsten sofort 30 Aktien, daher arbeitet man sich im ersten Jahr in das Portfolio hinein: Zu Beginn werden 5-7 der Unternehmen mit den besten Renditen aus unserem Filter ausgewählt. Die Positionsgröße beträgt 20-33 Prozent der Summe, die man über ein Jahr gesehen anlegen möchte, wobei alle Werte ungefähr zu gleichen Volumina aufgeteilt werden. Alle zwei bis drei Monate sollte das Portfolio durch 5-7 weitere Aktien ergänzt werden, bis die gewünschten 20-30 Titel erreicht sind. Nach einem Jahr prüft man anhand der Zauberformel die Aktien, die bereits für diesen Zeitraum gehalten wurden und ersetz diese gegebenenfalls. Greenblatts Strategie ist langfristig angelegt, weshalb die Schritte mehrere Jahre lang streng befolgt werden sollten.

Sofern sichere Kenntnisse zur Marktanalyse und Unternehmensbewertung vorhanden sind, ist auch ein konzentrierteres Portfolio von 5-8 Werten denkbar. Dabei orientiert man sich an prognostizierten Gewinnen der Unternehmen.

Für wen ist diese Strategie geeignet?

Die Strategie ist einfach umzusetzen und beansprucht nicht viel Zeit, sofern die Selektion der Aktien mit Hilfe eines automatisierten Tools vorgenommen wird. Auch nebenberufliche Anleger können ohne sehr zeitintensive Recherche und ohne tiefgreifendes betriebswirtschaftliches Know-How Aktien mit gutem Renditepotential selektieren. Der Ansatz objektiviert die Auswahl und nimmt weitestgehend die Möglichkeit, anhand persönlicher Vorlieben Unternehmen auszuwählen. Sofern es Ihnen schwerfällt, konsequent Emotionen bei der Auswahl von Wertpapieren außen vorzulassen und immer objektiv Wertpapiere zum Kauf sowie Verkauf zu bewerten, kann die Strategie sehr hilfreich sein.

Wer über mehrere Jahre einen entsprechenden Geldbetrag investieren, die notwendige Geduld aufbringen und zeitweise Wertverluste im Depot gut verkraften kann, sollte einen genaueren Blick in Greenblatts Ansatz werfen.

Unsere Tipps

  1. Geduld und Disziplin:
    Es kann unter Umständen einen längeren Zeitraum dauern, auch mehrere Jahre, bis Unterbewertungen am Markt korrigiert werden. Daher ist Geduld die wichtigste Eigenschaft, um mit dieser Strategie Erfolg haben zu können. Geben Sie der Strategie daher mind. 3-5 Jahre Zeit, um gute Renditen zu erzielen.
  2. Marktphasen:
    Die Strategie funktioniert nicht in jeder Marktphase gleich gut. Stellen Sie sich daher auch mental darauf ein, Schwankungen im Depot auszuhalten. Die Formel funktioniert im Durchschnitt und über einen Zeithorizont von mehreren Jahren gut, kann unter Umständen aber in Einzeljahren auch unterdurchschnittliche Resultate liefern.
  3. Langfristorientierung:
    Investieren Sie nur, wenn sie für mehrere Jahre nicht auf den Geldbetrag angewiesen sind.
  4. Transaktionskosten:
    Sind aufgrund der lediglich jährlichen Umschichtung vergleichsweise gering, können allerdings besonders bei kleineren Tradingdepots stark ins Gewicht fallen. Daher empfiehlt es sich, auf einen günstigen Broker zu achten.

Über Joel Greenblatt

(*1957)

Joel Greenblatt begann früh sich näher mit der Börse zu beschäftigen, nachdem er als Student einen Forbes-Artikel von Benjamin Grahams statistischem Investment Ansatz gelesen hatte. Heute ist er Direktor bei Pzena Investment Management, Inc., einem globalen Investmentunternehmen und Fondmanager bei Gotham Asset Management, einer privaten Vermögensverwaltung. Er verwaltet derzeit mehr als 10 Mrd. US$. Das Vorgängerunternehmen Gotham Capital erzielte seit Unternehmensgründung einen durchschnittlichen Ertrag von 40 Prozent pro Jahr. Gothams Absolute Return Institutional Fund erreichte das Morningstar Bronze-Rating, das Fonds auszeichnet, von denen eine überdurchschnittliche Performance über mehrere Jahre hinweg erwartet wird.

Zudem unterrichtet Greenblatt „Value and Special Situation Investing“ an der Adjunct Fakultät der Columbia Business School (eine der ältesten und renommiertesten Universitäten der USA, Mitglied der Ivy League). Greenblatt ist Autor verschiedener Investmentratgeber.