Aktuelles
26.05.
16:07 Uhr
Aktien-Magazin für Qualitäts-Investoren
70 %
sparen
im Mini-Abo!
Infos
Marktberichte International

TraderFox High-Quality-Stocks Europe: Symrise muss nach Überschreiten der 30 %-Anteilsschwelle ein Kaufgebot für Swedencare-Tochter abgeben und Roche reicht Klage gegen deutsches Krankenkassengesetz ein

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe-Index verzeichnet am Freitag vor dem Pfingstwochenende unter dem Einfluss des anhaltenden US-Schuldenstreits leichte Abgaben auf 120,88 Punkte. Geschmack- und Duftstoffproduzent Symrise muss nach weiterer Anteilsaufstockung auf über 30 %, eine Pflichtofferte für die Haustiernahrungstochter Swedencare vorlegen. Roche legt Verfassungsbeschwerde gegen das seit 2023 geltende GKV-Finanzstabilisierungsgesetz ein, da der Pharmabranche hierdurch wohl bis zu 1,5 Mrd. Euro verloren gehen.

 

Einer der Top-Performer der letzten Monate war im Qualitäts-Index die Aktie von Symrise. Am Freitag verbucht sie aber erst mal wieder leichte Abgaben auf aktuell 103,10 Euro. Gestern gab das Management des Duft- und Geschmacksstoffherstellers zudem bekannt, nach einer weiteren Anteilsaufstockung mittlerweile 30 % an der schwedischen Tochter Swedencare zu halten. Damit müsse binnen 4 Wochen ein Pflichtübernahmeangebot für den Haustiernahrungsspezialisten erfolgen. Dieser Schritt dürfte aber gut zur Unternehmensstrategie passen. Schließlich sind Produkte rund um Tiernahrung für Symrise in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Wachstumstreiber geworden. Dank Übernahmen und Kapazitätserweiterungen hat sich der Pet-Food-Bereich des Aromaanbieters jedenfalls in die richtige Richtung entwickelt. Allein in Q1 hatte die Sparte auch erneut zweistellig zugelegt. 2021 war Symrise bei dem damals stark wachsenden Startup-Unternehmen Swedencare eingestiegen, und baute die Beteiligung dann immer weiter aus. Allerdings war im Rahmen steigender Kapitalmarktzinsen im letzten Jahr der Kurs der Swedencare-Aktie stark eingebrochen. Darüber hinaus litten die Geschäftszuwächse der schwedischen Symrise-Sparte das Jahr über auch unter weniger Aufträgen großer Kunden, da diese erst einmal ihre hohen Lagerbestände abgebaut hatten. Dementsprechend musste Symrise Ende 2022 auf die damals knapp 30-prozentige Beteiligung insgesamt 126 Mio. Euro abschreiben.

Ob der Geschmacksstoffzulieferer die Schweden demnächst tatsächlich komplett übernimmt, bleibt jedoch offen. Ein Sprecher des Unternehmens wollte sich jedenfalls zu den Plänen nicht äußern. Zumal das Symrise-Management auch Pflichtofferten so gestalten kann, dass zunächst nicht alle anderen Aktionäre überzeugt werden, und stattdessen später der Anteil nach und nach ausgebaut wird. Dabei halten Analysten eine Swedencare-Komplettübernahme durch Symrise für sinnvoll. Da der Markt für Heimtiernahrung, insbesondere mit Gesundheitsbezug, weiterhin schnell wächst. Und selbst, wenn der Duft- und Aromaspezialist einen 50-prozentigen Kursaufschlag zahlen würde, wäre die Verschuldung auch im Umfeld steigender Zinsen noch in einem akzeptablen Bereich. Symrise als Branchenzulieferer hatte allerdings in den ersten 3 Monaten des Jahres inflationsbedingt erneut höhere Kosten zu spüren bekommen. Für 2023 wird deshalb entscheidend sein, inwieweit die in 2022 durchgesetzten Preiserhöhungen aufrechterhalten werden können. Bis Ende Dezember wird aber gegenwärtig eine operative Gewinnmarge von rund 20 % erwartet, was für Symrise aber noch immer ein hochprofitables Kerngeschäft bedeuten würde.

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe ist ein europäischer Index, der in sogenannte Burggraben-Unternehmen investiert. Diese Gesellschaften zeichnen sich durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Wettbewerbsvorteile aus. Das kann eine starke Marke, ein hervorragendes Kostenmanagement oder Unternehmensgröße sein, die potenzielle Wettbewerber daran hindert, einen lukrativen Markt zu betreten. Europäische Unternehmen dieses Typs zeichnen sich durch gute operative Kennzahlen aus, wozu etwa hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie eine hohe Umsatz- und Gewinnstabilität gehören. Damit sind die zukünftigen Gewinn- und Zahlungsreihen relativ sicher und gut prognostizierbar.

Über 20 % konnte sich zuletzt im Qualitäts-Index die Aktie von Roche von ihrem Jahrestief erholen, notiert aber heute kaum verändert bei 321,20 Euro. Was den Papieren des Pharmaproduzenten derzeit zu schaffen macht, sind die zunehmenden Umsatzeinbußen durch weltweite Generika-Konkurrenz. Dazu kommt noch, dass Roche für sein Medikamentengeschäft laufend Ersatz für patentablaufende Produkte finden muss. In dieser Woche wurde zudem bekannt, dass die Schweizer als erster Vertreter der Pharmabranche Verfassungsbeschwerde gegen das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz von Gesundheitsminister Karl Lauterbach eingelegt haben. Die Eingabe durch Roche beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe sei am Mittwoch erfolgt und richte sich unter anderem gegen die Erhöhung der Herstellerrabatte, sagte eine Unternehmenssprecherin am Donnerstag. Roche sieht in dem neuen Gesetz jedenfalls einen nicht gerechtfertigten Eingriff in die Berufsausübungsfreiheit sowie den allgemeinen Gleichheitsgrundsatz. Dabei hatte der Bundesgesundheitsminister das ab 2023 in Kraft getretene Gesetz vor allem auf den Weg gebracht, um ein Milliardenloch in den Kassen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu stopfen. Unter anderem wurden hierdurch die Herstellerrabatte, die Unternehmen den Krankenkassen gewähren müssen, erhöht. Neben Roche hatten auch viele andere Branchenvertreter, darunter etwa Boehringer Ingelheim, deutliche Kritik an dem Gesetz geübt. Sie sehen insbesondere die Innovationskraft der Branche in Gefahr und warnten vor Konsequenzen auch für Patienten.

Nach früheren Angaben des Verbands forschender Arzneimittelhersteller (VFA), in dem 47 Arzneihersteller mit 94.000 Beschäftigten in Deutschland vertreten sind, kosten allein die nun verschärften Preisabschläge die Branche rund 1,5 Mrd. Euro. Folglich begrüßte der VFA-Präsident den Vorstoß von Roche und sprach von “gesetzgeberischen Schnellschüssen“. Diese ruinierten einen etablierten Gesetzesrahmen und gehörten in Karlsruhe überprüft, so der Verbandschef. Das Erstattungssystem für Innovationen sei zudem systemwidrig durcheinandergewirbelt worden. Dabei benötigt auch der Schweizer Pharmaspezialist jährliche Mehreinnahmen von rund 3,00 Mrd. CHF (3,05 Mrd. Euro), nur um mit dem auf rund 4 % geschätzten globalen Wachstum des Gesamtmarkts mithalten zu können. Roche aber kann es sich durchaus leisten, Milliarden im Jahr in die Entwicklung neuer Wirkstoffe zu investieren. Trotzdem werden dabei die Anteilseigner nicht vergessen, und die Aktie bietet noch immer gut 2,4 % an Dividendenrendite.